Neben den Verbesserungen der Arbeitsbedingungen, die den Beschäftigten insb. mehr Zeit zum Leben und Ausgleich für Schichtarbeit ermöglichen sollen, sind z.B. die Absenkung der wöchentlichen Arbeitszeit auf 38,5 Stunden bei vollem Lohnausgleich, 30 Tage Urlaub für alle, Erhöhung des Zusatzurlaubs für Nachtarbeit, die Einführung von Zusatzurlaub für Beschäftigte, die regelmäßig im Schichtdienst arbeiten, sowie die Erhöhung der Zuschläge für Nachtarbeit und für Überstunden Bestandteile des Forderungspaketes.
„Die Beschäftigten der Helios Fachkliniken Hildburghausen sorgen Tag für Tag für eine gute psychiatrische Versorgung der gesamten Region. Außergewöhnlich hohe psychische und körperliche Belastungen sind gerade im Schichtdienst an der Tagesordnung. Während in anderen Helios Kliniken bereits die Arbeitszeit verkürzt wurde und Schichtarbeit deutlich besser honoriert wird, haben sich die Arbeitsbedingungen im Manteltarifvertrag in Hildburghausen in den letzten 21 Jahren nicht fortentwickelt. Das wollen wir ändern“, erklärt Saskia Scheler, zuständige ver.di-Gewerkschaftssekretärin.
„Wir sind überzeugt, dass in der angespannten Arbeitsmarktsituation nur gute Arbeitsbedingungen Beschäftigte langfristig halten können. Für einen Arbeitgeber wie Helios als größter Klinikbetreiber Deutschlands und Teil des börsennotierten Fresenius-Konzerns, der jedes Jahr hohe Gewinne einfährt, sollten unsere Forderungen ohne Weiteres umsetzbar sein“, so Scheler weiter.
Die Tarifverhandlungen zwischen der Gewerkschaft ver.di und den Helios Fachkliniken Hildburghausen führten nach zwei Verhandlungsrunden zu keinem Ergebnis. Die ehrenamtliche ver.di-Tarifkommission beschloss daraufhin, ihren Forderungen mit dem Aufruf zu Arbeitskampfmaßnahmen Nachdruck zu verleihen.
„Ich bin von Helios schwer enttäuscht. Auch wenn die Geschäftsführung zugesagt hat, dass eine Reduzierung der Wochenarbeitszeit perspektivisch möglich wäre, wollte man über andere Tarifforderungen nicht mal reden. Ich habe in letzter Zeit zunehmend das Gefühl, dass auch beim Helioskonzern auf Teufel komm raus gespart werden soll, um die Gewinnerwartungen der Freseniusaktionäre zu befriedigen“, sagt Heiko Fleischmann, Mitglied der ehrenamtlichen Tarifkommission und seit über 30 Jahren Krankenpfleger in der Klinik.
„Die aktuellen Regelungen zu Nachtschichtzuschlägen, fehlendem Schicht- und Wechselschichtausgleich für ständige unregelmäßige Schichtwechsel und viele weitere Faktoren sind für mich nicht mehr zeitgemäß. Warum soll eine Pflegekraft bei Helios Hildburghausen, vielleicht noch mit Familie, weiter so eine Dauerbelastung schultern? Viele jüngere Kolleginnen und Kollegen wollen keine Spät- oder Nachtschicht mehr arbeiten. Nach über 30 Jahren Schichten bin ich schon froh, wenn ich nachts mal 4-5 Stunden durchschlafen kann. Und da kenn ich auch viele andere Kollegen mit ähnlichen Problemen. Entlastungsperspektiven für jüngere Kolleginnen und Kollegen sehe ich so jedenfalls nicht“, begründet Fleischmann den Streikbeschluss.
Um Gefahren von Leib und Leben der Patientinnen und Patienten abzusichern, wird eine Versorgung im Rahmen einer Notdienstvereinbarung gewährleistet. Auf diese hatte sich ver.di mit der Arbeitgeberseite bereits nach der letzten Verhandlungsrunde am 17. April geeinigt.
Zum Streik aufgerufen sind alle Beschäftigten und Auszubildenden des nicht-ärztlichen Dienstes in der Zeit von 6.00-22.00 Uhr. Damit wird sowohl der Früh- als auch der Spätdienst bestreikt.
Hinweis zur Berichterstattung:
Die Beschäftigten der Helios Fachkliniken Hildburghausen versammeln sich am 2. Mai 2024 am frühen Morgen vor der Haupteinfahrt der Klinik, von wo aus sie nach der Besetzung der Notdienste ins Streiklokal im Hildburghauser Stadttheater ziehen.
Von dort aus machen sie ab 12.00 Uhr mit einer Demonstration durch die Innenstadt auf ihre Forderungen aufmerksam. Hildburghauser Bürgerinnen und Bürger, die sich mit den Streikenden solidarisch zeigen wollen, sind willkommen, sich zu beteiligen.
Benjamin Ludwig, ver.di-Gewerkschaftssekretär im Bezirk Sachsen West-Ost-Süd, ergänzt: „Die Beschäftigten wollen nicht weg, sie wollen aber sehr wohl für ihre gute und harte Arbeit auch entsprechend bezahlt werden. Sie wollen nichts weiter als ein planbares und verlässliches Sozialleben haben. Und dazu haben sie jedes Recht!“
Nach der Ablehnung des Verhandlungsstandes gab es eine weitere Gesprächsrunde, in der die Gründe für die Ablehnung aufgeführt wurden. Auf eine Verbesserung des Angebots konnten sich die Tarifparteien nicht einigen.
Auch wenn das Gesamtergebnis auf den ersten Blick gut aussieht, muss man dazu sagen, dass Helios im Bereich der „Allgemeinen Arbeitsbedingungen“, wie Urlaub, Arbeitszeit, Zulagen/ Zuschläge etc. teilweise sehr weit hinter dem Tarifvertrag des öffentlichen Dienstes zurückliegt. Will der private Klinik-Konzern also, dass die Arbeitskämpfe schnell niedergelegt werden, muss das Unternehmen seinen Beschäftigten deutlich mehr bieten als bisher. Die Forderung lautet: schnellere und größere Verbesserungen der Entgelte.
Zur Erinnerung:
Im Sommer 2023 haben die ver.di-Mitglieder im Bereich der Vergütung 10,5 Prozent, mindestens aber 500 Euro als Forderung formuliert. Für die Auszubildenden forderten sie außerdem mindestens 200 Euro mehr für die Ausbildungsvergütungen.
Am Streiktag werden die streikenden Kolleginnen und Kolleginnen ihren Forderungen Nachdruck verleihen. Schließlich kann es eine gute Gesundheitsversorgung für die Bevölkerung nur mit guten Arbeitsbedingungen derjenigen Menschen geben, die dafür Sorge tragen.
Kundgebungen: