Der seit vielen Monaten andauernde Tarifkonflikt an der Reha-Klinik in Bad Langensalza in Thüringen ist beigelegt. Nach insgesamt 202 Streiktagen haben ver.di und der private Betreiber Celenus eine tarifliche Vereinbarung getroffen, die den Beschäftigten in den kommenden Jahren unter anderem jährliche Entgelterhöhungen zwischen 1,5 und 2,25 Prozent garantiert.
»Das ist bei Weitem nicht das, was wir uns erhofft hatten. Die Kolleginnen und Kollegen hätten wahrlich mehr verdient«, erklärte der Leiter des ver.di-Landesbezirks Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen, Oliver Greie. »Die Tarifkommission hat sich nach einer emotionalen Debatte dennoch dafür entschieden, diesen Kompromiss einzugehen.« Neben den Lohnsteigerungen, die gestaffelt nach Erfahrungsstufen jeweils zum 1. Juli eines Jahres umgesetzt werden, beinhaltet die Vereinbarung die Erhöhung des Urlaubsgeldes um 50 auf 500 Euro, einen tariflich garantierten Kinderbetreuungszuschuss von monatlich 75 Euro sowie eine Einmalzahlung im Juli 2019 von 190 Euro für jeden Beschäftigten.
»Die Streikenden haben eine große Entschlossenheit gezeigt. Mit ihrer Hartnäckigkeit haben sie durchgesetzt, dass Celenus die Löhne erhöht und eine tarifliche Vereinbarung unterschrieben hat«, sagte ver.di-Verhandlungsführerin Heike von Gradolewski-Ballin. Bereits 2018 hatte der Konzern die Bezahlung einseitig um bis zu 272 Euro im Monat erhöht. »Auch diese Lohnerhöhungen hätte es ohne den großartigen Kampf der Beschäftigten nicht gegeben. Die nun vereinbarte Entgelttabelle sattelt darauf auf und schafft Rechtssicherheit.«
Am 18. Februar können die Streikenden »erhobenen Hauptes« in den Betrieb zurückkehren, betonte von Gradolewski-Ballin. Bis dahin werden sie bezahlt freigestellt. Laut Vereinbarung werden alle in Zusammenhang mit dem Streik erfolgten Maßregelungen zurückgenommen. Im Verlauf der Auseinandersetzung hatte Celenus eine Reihe von Beschäftigten ausgesperrt und den Gewerkschafterinnen Carmen Laue und Heike Schmidt fristlos gekündigt. Der Konzern hat zugesagt, die Kündigungen, die vom Arbeitsgericht für unwirksam erklärt wurden, nicht weiter zu verfolgen.
Der örtliche Streikleiter von ver.di, Falk Ludwig, zeigte sich erleichtert, dass diese »extrem harte Auseinandersetzung« beigelegt werden konnte. »Wir hoffen, dass man bei Celenus nun wieder zu normalen, wertschätzenden Umgangsformen zurückfindet.« Das Vorgehen des Konzerns hatte weit über das Unternehmen und die Region hinaus für Empörung gesorgt. Beschäftigte und Gewerkschafter*innen im In- und Ausland hatten sich mit den Streikenden solidarisiert. »Einen solch langwierigen Konflikt durchzustehen, ist aller Ehren wert«, hob Ludwig hervor. »Die Kolleginnen und Kollegen können stolz auf sich sein.«