Sehr geehrter Dr. Axel Paeger,
das Internationale Zentrum für Gewerkschaftsrechte (ICTUR) schreibt Ihnen, um ernsthafte Bedenken hinsichtlich der Behandlung von Arbeitnehmer*innen in AMEOS-Kliniken in Sachsen-Anhalt (Aschersleben-Staßfurt, Bernburg, Schönebeck und Haldensleben) auszudrücken.
ICTUR geht davon aus, dass der ehemalige AMEOS Regionalmanager Dr. Lars Timm, nachdem er sich im Dezember 2019 geweigert hatte, in Verhandlungen mit der Gewerkschaft ver.di einzutreten, 14 Beschäftigte fristlos gekündigt und weitere 800 Entlassungen angedroht hat, als Reaktion auf die Teilnahme an Streiks, in denen sie faire Löhne und den Schutz eines Tarifvertrages forderten.
Wie das AMEOS Management ohne Zweifel weiß, ist die Diskriminierung von Gewerkschaften in Deutschland illegal und die deutsche Regierung ist darüber hinaus auf Grund europäischen und deutschen Rechts verpflichtet, angemessenen Schutz und Wiedergutmachung in solchen Fällen abzusichern. ICTUR hat den Bundesarbeitsminister und die Ministerin für Arbeit, Soziale Angelegenheiten und Integration in Sachsen-Anhalt angeschrieben, um sie daran zu erinnern, dass die Konvention der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) Nr. 98 von 1949, die das Recht auf Tarifverhandlungen behandelt, ebenso wie die Europäische Konvention für Menschenrechte (Artikel 11 und 14), Deutschland dazu verpflichten, das grundlegende Arbeitnehmerrechte auf Organisierung und auf Kollektivmaßnahmen zur Verteidigung ihrer Interessen zu schützen.
ICTUR stellt weiterhin fest, dass das berichtete Verhalten des AMEOS Managements in Bezug auf die Beschäftigten in Sachsen-Anhalt völlig konträr zu der „Kultur“ und den „Werten“ auf der AMEOS Website ist, wo es heißt, der „Mensch steht im Mittelpunkt“ von „vertrauensvoller Zusammenarbeit mit Partnern“ und „fairer Behandlung“ die Rede ist. Während ICTUR die Nachricht, dass Dr. Timm seines Postens enthoben wurde, begrüßt, muss AMEOS nun Schritte unternehmen, um abzusichern, dass bei allen seinen Aktivitäten des Unternehmens die Arbeitsrechte eingehalten werden und sich konstruktiv gegenüber der Gewerkschaft, in der sich die Beschäftigten zur Vertretung ihrer Interessen organisieren, verhalten.
ICTUR fordert AMEOS auf, sofort abzusichern, dass alle Beschäftigten, die in Sachsen- Anhalt unfair entlassen wurden, wiedereingesetzt werden, dass ihnen ein Ausgleich für jegliche Verluste gezahlt wird, dass AMEOS aufhört, die Beschäftigten für die Ausübung ihrer fundamentalen Rechte mit Entlassungen zu bedrohen und zu Tarifverhandlungen mit ver.di in guter Absicht aufnimmt.
ICTUR wird über diese Vorfälle in der Zeitschrift „International Union Rights“ berichten, die 1993 gegründet wurde und in über 100 Ländern gelesen wird.
Mit freundlichen Grüßen
Daniel Blackburn, Geschäftsführer