Gesundheitspolitik

„Gute und gesunde Pflege“ in Thüringen

Ergebnisse der Beschäftigten-Befragung
02.09.2024
„Gute und gesunde Pflege“ in Thüringen

Anlässlich der Landtagswahlen hat die Gewerkschaft ver.di in Zusammenarbeit mit dem Feministischen Streik Jena Beschäftigte in der Pflege in Thüringen befragt: Wie sind Eure Arbeitsbedingungen? Was muss sich verändern? Was fordert Ihr von der Politik?

Die Ergebnisse dieser Befragung von 150 Kolleginnen und Kollegen der Alten- und Krankenpflege seien nicht überraschend und dennoch alarmierend, so Teresa Gärtner, zuständige Gewerkschaftssekretärin. ver.di hat die Beschäftigten auch danach befragt, was sich ihrer Meinung nach ändern muss und welche Forderungen die Beschäftigten, anlässlich der Landtagswahlen in Thüringen, an die Parteien hätten. „Einige Anliegen können nicht direkt in Thüringen geregelt werden. Aber wir sehen, dass die Beschäftigten das Engagement der Parteien, auch auf der Bundesebene, für eine gute und gesunde Pflege erwarten.“ so Gärtner weiter.

Nach ihrer Arbeitsbelastung und eventuellen gesundheitlichen Folgen berichten 66% der Befragten von häufigen Nacken- und Rückenproblemen und 57% von starken chronischen Erschöpfungszuständen. Zur Qualität der Pflege sagen 46% der Befragten, dass sie nicht so auf die individuellen Bedarfe der Bewohner:innen bzw. Patient:innen eingehen können, wie sie es gerne möchten. Zudem würde es auch an angemessener Wertschätzung und an Zeit für Absprachen im Team mangeln. Die Befragten geben an, insgesamt oft unter Zeitdruck zu arbeiten. ver.di weist ausdrücklich darauf hin, dass lediglich 5% der Befragten sich vorstellen können, bis zum Rentenbeginn in der Pflege zu arbeiten. Das sei das Ergebnis erheblicher Mehr- und auch Überlastung.

Auf die Frage, was sich ändern muss, sprechen sich 77% der Befragten für mehr Personal aus. 67% sprechen sich zudem für die Einhaltung der Personalschlüssel bzw. der Personalbemessung aus. „Dies weist auf den gravierenden Personalmangel in der Pflege und die Nicht-Einhaltung dieser Mindestmaße im Arbeitsalltag hin. Darüber hinaus ist für die Mehrheit der Befragten eine Erhöhung des Entgelts (66%) und die Möglichkeit eines früheren Renteneintritts wichtig (65%).

Es kristallisieren sich drei Schwerpunkte heraus, welche Forderungen die Kolleg:innen zur Landtagswahl haben. Für 79% der Befragten ist der Einsatz einer Partei auf Bundesebene für keine weitere Erhöhung des Renteneintrittsalters wichtig. Eine faire Steuerpolitik im Land und Bund, die Mittel für eine bedarfsorientierte Gesundheitsversorgung und Pflege ermöglicht, ist für 60% der Befragten wichtig. Und auch die Umsetzung der Krankenhausreform, die eine wohnortnahe Versorgung garantiert, ist für über die Hälfte der Befragten (57%) grundlegend.

Astrid Striehn, Geschäftsführerin ver.di Thüringen, weist auf die Erwartungen der Gewerkschaft an die zukünftige Landesregierung hin: „Wir erwarten den Erhalt und die auskömmliche Finanzierung aller bedarfsnotwendigen Krankenhäuser, sowie den flächendeckenden Ausbau ambulanter sowie stationärer Angebote sicherzustellen, um die wohnortnahe Gesundheitsversorgung dauerhaft zu garantieren!“ so Striehn.

Darüber hinaus zeige die Befragung, dass eine grundlegende Stabilisierung des Gesundheits- und Pflegesystems dringend notwendig ist, so Teresa Gärtner. ver.di fordert eine bundeseinheitliche Personalbemessung und eine Entökonomisierung des Gesundheitssystems, insbesondere der Krankenhausfinanzierung. Die Explosion der Eigenanteile für Pflegebedürftige in der stationären Langzeitpflege müsse gestoppt werden. ver.di fordert dafür eine solidarische Pflegegarantie. Als Pflegevollversicherung würde sie eine gute stationäre wie ambulante Pflege für alle, bei einer fairen und sicheren Finanzierung garantieren.

ver.di hat die zentralen Punkte der Befragung der Beschäftigten der Alten- und Krankenpflege in Thüringen den demokratischen Parteien übermittelt und die Beschäftigten zur Überprüfung der Wahlprogramme und die Teilnahme an der Wahl zum Thüringer Landestag am 1. September empfohlen. 93% der Befragten hatten angegeben, dass sie für Ihre Forderungen zur Wahl gehen würden.